EPLF-Statement zur Wood-Fibre-Technologie: „In den Kinderschuhen …“
5 Mai 2011
Aktuell bemühen sich die Entwickler einer neuen „Wood-Fibre-Technologie“ um die Aufmerksamkeit der Branchenöffentlichkeit. Dabei soll es sich um ein neues Verfahren zur Herstellung von Hartbelägen handeln, bei dem ein Pulvergemisch aus Holzmehl, Bindemitteln und weiteren Zusatzstoffen auf eine Trägerplatte aufgebracht und bedruckt wird. Der Anbieter behauptet, die neue Technologie werde „den Laminatboden innerhalb von zehn Jahren komplett ersetzen“. Der EPLF, Verband der Europäischen Laminatbodenfußhersteller e.V., in dem die führenden Unternehmen der europäischen Laminatbodenbranche organisiert sind, steht solchen vollmundigen Ankündigungen skeptisch gegenüber.
Ludger Schindler, Präsident des EPLF und Geschäftsführer der MeisterWerke: „Die europäische Fußbodenbranche hat bisher viele Innovationen hervorgebracht. Möglicherweise wird die Wood-Fibre-Technologie eine weitere sein, die zudem auch außerhalb des Fußbodenbereichs ihren Einsatz finden kann – zum Beispiel für Wandverkleidungen oder Möbelfronten. Davon zu sprechen, dass sie den Laminatboden vom Markt verdrängen wird, halten wir im EPLF-Vorstand für unrealistisch.“ EPLF-Geschäftsführer Peter H. Meyer verweist auf einen weiteren möglichen Grund für den Vorstoß der „Pulverfraktion“, wie er die Anbieter des neuen Verfahrens bezeichnet: „Der Anlass für die aktuelle PR-Aktion könnte darin liegen, dass der Anbieter sich neue Vermarktungspotenziale für Lizenzverträge erhofft.“
Dr. Theo Smet, Leiter des Arbeitskreises Technik im EPLF, hält den Denkansatz der Technologie grundsätzlich für interessant. Bis zur Marktreife dürften aber noch viele Jahre mit hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung von Produkten und Maschinen vergehen. Denn die Methode der Pulverbeschichtung zur Herstellung von Fußböden stecke noch in den Kinderschuhen. Es gäbe bis dato noch keine einschlägigen Erfahrungen beispielsweise hinsichtlich Dekorschärfe und Beanspruchungsqualitäten pulverbeschichteter Böden, so dass man eher von Technologieversuchen als von einer ausgereiften Innovation sprechen könne.
Grundsätzlich gehen die technischen Experten des EPLF davon aus, dass unter Umständen durch die Wood-Fibre-Technologie eine neue, eigenständige Produktgruppe entstehen kann, die wegen ihres Eigenschaftsportfolios jedoch nicht bei den Laminatfußböden und deren Regelwerk von Normen und Standards angesiedelt werden kann. Die Produktion von Laminatfußböden in naturgetreuen Holzoptiken – immerhin 95% des Gesamtumsatzes am Markt – erfolgt heute durchweg mit langjährig ausgereiften Technologien auf allerhöchstem Niveau. Die Hersteller und ihre Zulieferer fühlen sich diesem Qualitätsanspruch ihren Kunden gegenüber verpflichtet. Der EPLF sieht eine mögliche Verwendung von Produkten auf Basis der Wood-Fibre-Technologie daher eher im Niedrigpreis-Segment und vielleicht bei Nichtholz-Optiken.
Die Laminatbodenindustrie ist eine innovationsfreudige Branche und steht Neuentwicklungen immer offen gegenüber. Man denke nur an die Vielzahl unterschiedlicher Produktionsarten von Laminatböden (DPL, PDL, ESH), die heute nebeneinander existieren und verschiedenste Anwendungsinteressen bedienen. Sie eröffnen den Unternehmen die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln und vom Wettbewerb abzuheben. „Vor diesem Hintergrund hat die Wood-Fibre-Technologie vielleicht eine Chance, früher oder später eine neue Spielart der Herstellung von Hartbodenbelägen zu werden. Sie wird aber sicher nicht die einzige sein, entscheidend bleibt das Kosten-Nutzen-Verhältnis“, erklärt Volkmar Halbe, Vorstandsmitglied im EPLF und Geschäftsführer von Parador. Einhelliges Fazit und von den Märkten immer wieder bestätigt: Die europäische Laminatbodenbranche ist gut aufgestellt und stellt sich den Herausforderungen des Wettbewerbs.
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