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Laminatfußboden: Ein Produkt ist erwachsen - Strukturwandel folgt auf Absatzsprung: EPLF konsolidiert Verbandsaktivitäten

1 Januar 2002

Der dramatische Einbruch der Börsenkurse und damit einhergehend die rückläufige Weltkonjunktur, die politischen Geschehnisse in der Nachfolge des 11. September, Umsatzeinbrüche in Deutschland als dem größten Einzelmarkt in Europa sowie Insolvenzen in der Branche kennzeichneten aus Sicht des EPLF Verband der Europäischen Laminatfußbodenhersteller e.V. das Jahr 2001 als ein außerordentlich stürmisches Jahr für die Branche. In diesem Umfeld vollzogen sich Strukturverschiebungen vor allem im interkontinentalen Warenverkehr. Gleichzeitig konzentrierte der EPLF seine Aktivitäten auf Kernkompetenzen wie Marketing („Laminatboden der 2. Generation“, verbesserte Marktinformationen), Technik (ISO-Normarbeit und Raumschall-Forschung) sowie Ausbau der internationalen Beziehungen.

Nach der sprunghaften Entwicklung im Jahr 2000 (mengenmäßig plus 50 % gegenüber 1999) war das Absatzgeschehen im größten europäischen Einzelmarkt Deutschland in 2001 durch einen drastischen Mengeneinbruch gekennzeichnet. Die Hochrechnung des Verbandes – erhärtet durch eine Meinungsumfrage unter den Mitgliedern während der ersten Januartage – weist einen Rückgang um gut 16 % aus. Der Vorsitzende des EPLF, Ulrich Windmöller, Vorstandsvorsitzender der Witex AG (Augustdorf/Deutschland) meint dazu: „Diese Zahlen muss man sehr differenziert betrachten. Wir stellen in unserem Unternehmen fest, dass sich am Absatzvolumen des Fachhandels fast nichts geändert hat. Allerdings haben sich die Baumärkte im ersten Halbjahr in der Werbung sehr zurückgehalten. Wenn ich ausrechne, wie viele Paletten pro Werbeaktion im einzelnen Markt durchschnittlich disponiert werden, dann kommt da ein erhebliches Volumen zusammen. Der Einbruch dürfte im unteren Preissegment stattgefunden haben.“

Vor einem Jahr hatte Windmöller festgestellt: „Für unsere Handelspartner werden Laminatböden vom Frequenzbringer zum Margenbringer. Die Zeiten, als Teile des Handels versuchten, durch reinen ‚Preisverhau’ bei Laminatböden Frequenz auf die Flächen zu locken, sind vorbei.“ Durch die aktuelle Entwicklung sieht er sich in seiner These bestätigt – ebenso wie in der Richtigkeit der vor einem Jahr ermittelten Absatzzahlen. Angesichts des starken Wachstumssprunges bei dem vom EPLF zuletzt veröffentlichten Zahlenvergleich für Deutschland der Jahre 1999/2000 war 2001 in Fachkreisen erheblich diskutiert worden, aufgrund welcher Zusammenhänge die Statistiken Unschärfen aufweisen könnten. Dabei war der Verdacht aufgekommen, dass möglicherweise inländische OEM-Geschäfte in der weiteren Lieferkette in den Export gehen und damit der Inlandsabsatz und die tatsächliche Inlandsmarktversorgung auf Endverbraucherebene auseinanderdriften. Fachleute sind sich allerdings einig, dass diese statistisch nicht greifbare Unschärfe fünf Prozent des Inlandsabsatzes auf keinen Fall überschreitet, kommentiert EPLF-Geschäftsführer Peter H. Meyer die Diskussion.

Entwicklung der Marktzahlen nach Absatzregionen

Wie erstmals im Vorjahr berichtet der EPLF auch zu dieser Domotex wieder über die Marktentwicklung des abgelaufenen Jahres. Da die endgültigen Zahlen des verbandsinternen quartalsmäßigen Absatzmeldesystems für 2001 nicht vor Februar vorliegen werden, hat man eine um regionale Saisonzyklen bereinigte Hochrechnung für das Gesamtjahr 2001 auf der Basis der „harten“ Zahlen der ersten drei Quartale erarbeitet. Diese wurde noch Anfang Januar sämtlichen ordentlichen Mitgliedern zur qualitativen Bewertung vorgelegt und entsprechend punktuell korrigiert.

Die Ergebnisse dieser Hochrechnung sprechen für sich: Die 20 Mitgliedsfirmen ha-ben 2001 weltweit 252 Mio. m² Laminatfußbodenelemente abgesetzt (Vorjahr: 20 Mitglieder mit 247 Mio. m²), was eine Zunahme um 2 % bedeutet. Damit ist das Ge-wicht der europäischen Produktion der EPLF-Mitglieder am Weltmarkt von
363 Mio. m² (Vj. 351 Mio. m²) mit 69 % (Vj. 69 %) gleich geblieben. Da EPLF-Mitglieder im Rahmen der Globalisierung des Laminatboden-Marktes zunehmend eigene Produktionsstätten auch außerhalb Europas unterhalten bzw. an solchen maßgeblich beteiligt sind, diese aber nicht vom Absatzmeldesystem des Verbandes erfasst werden, sieht man seitens des Verbandes in diesen Zahlen keinesfalls einen Hinweis auf einen stagnierenden Einfluss der eigenen Mitglieder. Eher im Gegenteil: Das könnte ein Indikator für den sich vollziehenden Strukturwandel im interkontinen-talen Warenverkehr sein.

Kaum überraschend ist die Tatsache, dass Europa für die EPLF-Mitglieder weiterhin den stärksten Absatzmarkt stellt: 170 Mio. m² (Vj. 167,3) der von ihnen produzierten Menge werden in den westeuropäischen Ländern verkauft. Bei einem geschätzten westeuropäischen Gesamtmarkt von 200 Mio. m² (Vj. 200) entspricht das einem Marktanteil von 85 % (Vj. 84 %). Osteuropa nimmt auf insgesamt 35 Mio. m² (Vj. 32) zu, davon gingen 28 Mio. m² (Vj. 26,4) an die EPLF Mitglieder, Marktanteil 80 % (Vj. 82,5 %). Die Asien/Pazifik-Region erreicht insgesamt 68 Mio. m² (Vj. 65), dabei ver-liert die europäische Produktion der EPLF-Mitglieder mit 18 Mio. m² (Vj. 23,7) an Marktanteil: 26,5 % (Vj. 36,5 %). Trotz der Ereignisse des Septembers verzeichnet Nordamerika eine Zunahme auf insgesamt 55 Mio. m² (Vj. 50), dabei kann die euro-päische Produktion der EPLF-Mitglieder mit 32 Mio. m² (Vj. 27,1) ihren Marktanteil leicht auf 58 % (Vj. 54 %) steigern. Sonstige Märkte erzielen 5 Mio. m² (Vj. 2,5), da-von erreicht die europäische Produktion der EPLF-Mitglieder 4 Mio. m² (Vj. 2,5), was einen Marktanteil von 80 % (Vj. 63 %) ausmacht. In Westeuropa hat es beim be-kannten Spitzenquartett der Absätze der EPLF-Mitglieder einen Positionstausch gegeben. Deutschland bleibt trotz Verlusten mit 50 Mio. m² (Vj. 60,7) stärkster Ein-zelmarkt, jetzt dicht gefolgt vom dynamisch zunehmenden Großbritannien mit 42,5 Mio. m² (Vj. 25,9), Frankreich gab mit 23,5 Mio. m² (Vj. 23,0) trotz leichten Wachs-tums den zweiten Rang ab und die Niederlande 10,5 Mio. m² (Vj. 12,7) rangieren weiterhin auf Platz 4.

Innerhalb des EPLF gab es 2001 bei den ordentlichen Mitgliedern, also der Hersteller von Laminatfußböden, nur Umschichtungen: Neu hinzu kamen die Firmen Alloc AS (Lyngdal/Norwegen) und Poliface SA aus der Sonae-Gruppe (Maia/Portugal), während die Firmen DecoLam und Vesterby wegen Übernahme bzw. Betriebsaufgabe ausschieden. Damit blieb die Zahl der ordentlichen Mitglieder konstant bei 20, die insgesamt zehn europäische Herkunftsländer repräsentieren.

Auf großes Interesse stieg die Mitgliedschaft bei den Zulieferern der Branche, den außerordentlichen Mitgliedern. Hier kamen sechs Firmen neu hinzu, ohne dass Verluste zu verzeichnen waren: BASF AG BU Glues and Impregnating (Ludwigshafen/Deutschland), DSM Melamine (Sittard/Niederlande), Homag Holzverarbeitungssysteme AG (Schopfloch/Deutschland), Hans Schmid Kunststoffverarbeitung KG (Gronau/Deutschland), Solutia Germany GmbH & Co. KG (Frankfurt am Main/Deutschland) sowie Vits-Maschinenbau GmbH (Langenfeld/Deutschland). Die Zahl der außerordentlichen Mitglieder beläuft sich damit aktuell auf 22, hinzu kommen 5 Förderer (Institute und Persönlichkeiten der Branche).

Die neu gewonnenen Kontakte mit der Zulieferindustrie wurden vom Arbeitskreis Marketing genutzt, um das Fundament der Marktinformationen zu festigen. Die selbst erhobenen Absatzzahlen, qualitativ erweitert um das zweimal jährlich im Kreis der Mitglieder erhobene Stimmungsbarometer, können nun mit Kapazitätsfortschreibungen aus dem Kreis der verbandszugehörigen Maschinenbauer abgeglichen werden. Davon verspricht sich Ralf Eisermann (akzenta Paneele + Profile. Kaisersesch/Deutschland), EPLF-Vorstandsmitglied und Obmann des Arbeitskreises Marketing, mehr Prognosesicherheit: „Unser Zahlenwerk stützt sich zukünftig auf drei Formate: Ist-Zahlen, Stimmung und Kapazitäten - vorhandene wie geplante. Das ergibt eine erfreulich breite Informationsbasis für entscheidungsrelevante Marktinformationen unserer Mitglieder, ein echter Service eines gut geführten Industrieverbandes.“

Laminatfußböden der zweiten Generation

Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung des EPLF im Frühjahr im Hause Meister-Leisten (Rüthen-Meiste) stand ein Thema im Mittelpunkt: Richard A. Kille, Sachverständiger und kritischer Beobachter der Branche, nahm gut zehn Jahre breiter Vermarktung von Laminatfußböden zum Anlass, die Produkte von heute mit denen vor zehn Jahren zu vergleichen. Er resümierte: „Wie jedes Produkt hat auch der Laminatfußboden in den Anfangsjahren seine ‚Weh-Wehchen’ durchgemacht, heute jedoch kann man mit Fug und Recht behaupten: Die zweite Generation – Sie ist da!“ Laminatfußböden seien besser als je zuvor - innovativ, leistungsfähig - und böten dem Verbraucher die Sicherheit, ein qualitativ gutes Produkt zu erwerben. Aber, so Kille weiter: „Der Kunde heute ist informiert, er glaubt nicht mehr alles, was ihm die Werbung sagt.“ Der beratende Verkäufer müsse besser informiert sein, der Markt dürfe durch überzogene Werbeaussagen nicht überreizt werden. Technisch befinde sich das Produkt heute auf einem hohen Entwicklungsniveau, wenngleich auch hier noch Innovationen denkbar seien. Es bestünde nach wie vor ein hoher Bedarf für gutes Marketing, welches Technik und Verkauf integrativ umfasse.

Damit spielte Kille wohl auf das andere große Thema neben den leimlosen Verlegesystemen an, das momentan Furore macht – die „Schalldämmung“, genauer gesagt, die Raumschalldämmung. Angesichts von Begriffsverwirrung und nicht sachgerechter Vereinfachung in manchen Werbeaussagen gab der Vorstand des EPLF diesem Komplex höchste Priorität auf der außerordentlichen Herbsttagung des Verbandes in München. EPLF-Vizepräsident Didier Stumpf (Alsapan S.A., Dinsheim/Frankreich) und dem Obmann des Arbeitskreises Technik, Bengt Almqvist (Perstorp Flooring AB, Trelleborg/Schweden), war es gelungen, die Repräsentanten zweier deutscher sowie eines französischen Instituts zu gewinnen, die die Problematik aufzeigten und unterschiedliche, teilweise konkurrierende Lösungsansätze zur Messung und Darstellung des Raumschalls vermittelten.

In der anschließenden Podiumsdiskussion gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Gütegemeinschaft Laminatfußboden e.V., Volker Kettler (Witex AG, Augustdorf/Deutschland) waren sich die Experten in einem Punkt einig: Schall sei ein mehrdimensionales Phänomen, welches man nicht mit einem zu simplen Ansatz wie „laut = schlecht und leise = gut“ in den Griff bekommen könne, wie es leider punktuell in der Werbung versucht werde. Aus der Versammlung heraus wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, mit Budgetmitteln für die Forschung ausgestattet und mit dem Ziel auf den Weg gebracht, bis zur Frühjahrstagung 2002 eine gemeinsame Vorlage zu erarbeiten, die als Branchen-Leitlinie herangezogen werden könne.

Die Arbeiten an einem Weltstandard für Laminatfußböden im Rahmen der ISO – dort ist der EPLF durch den schwedischen Fußboden-Spezialisten Peter Ringö kompetent vertreten – stellen ein logisches Fortführen der Normungsarbeit des Verbandes dar, nachdem die EN 13329 in Kraft getreten ist und positive Spuren hinterlässt. Flankiert werden diese Aktivitäten durch die intensive Entwicklung der internationalen Beziehungen.

Der Laminatboden-Markt ist ein globaler Markt

Unter dieses Motto lassen sich mit steigender Tendenz die Maßnahmen des Verbandes in der Branchenöffentlichkeit stellen: Neben der jährlichen Präsenz auf der Domotex pflegte man intensive Pressekontakte auf der National Floor Show in Harrogate (UK) sowie der Batimat in Paris (Frankreich). In Beijing (China) trat der EPLF als ideeller Sponsor der „Floor Coverings“ (4. bis 6. September) auf, begleitet von einer breiten publizistischen Kampagne in asiatischen Fachzeitschriften und einer Vortragsveranstaltung über die EN 13329 auf dem parallelen Laminat-Symposium mit ausgezeichneter Resonanz. Noch im Januar wird der EPLF auf der „Surfaces“ in Las Vegas (USA) seine Kontakte zur nordamerikanischen Fachpresse und dem dortigen Herstellerverband NALFA durch einen „Internationalen Abend“ unterstützen. Schließlich geht die deutsche Bundesbeteiligung an der China Floor in Shanghai (26. bis 28. März 2002) auf eine Anregung des EPLF zurück, der dort ebenfalls „Flagge“ zeigen wird.

Alles in allem war 2001 ein Jahr mit vielen großen Herausforderungen – an den Markt und an die Branche. Einige konnten gemeistert werden, andere bleiben Aufgaben für die Zukunft. Vor dem Hintergrund vieler neuer konstruktiver Denkansätze blickt der EPLF optimistisch nach vorne. 

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Anne-Claude Martin
Pressereferentin
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